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Am Mittwoch, dem 16. November 2016, besuchten Aktive und Alte Herren des VDSt Halle-Wittenberg im Rahmen des Semesterprogramms „Staat und Religion“, die Jüdische Gemeinde zu Halle (Saale) in der Humboldtstraße (Paulusviertel). Dort, am Eingang zur Synagoge, empfing der Gemeindevorsteher Max Privorozki die teilnehmenden Bundesbrüder. Die heutige Synagoge diente ursprünglich als Feierhalle des unmittelbar angrenzenden, jüdischen Friedhofs, nachdem die alte Synagoge in der Innenstadt unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zerstört wurde. Bevor die Bundesbrüder das Gebetshaus betreten konnten, wies Herr Privorozki darauf hin, dass es obligatorisch sei, das Haupt des Mannes innerhalb eines jüdischen Gebets- oder Friedhofsbereich zu bedecken. Dazu konnte man entweder die eigene Mütze verwenden oder aber man nutzte die von der Gemeinde bereitgestellten Kippot. In der Synagoge traf man auf ein fast vertrautes Bild. Ähnlich einer Kirche gab es Sitzbänke, in diesem Fall geschlechtergetrennt, eine Art Altarbereich für den Vorbeter und der etwas erhöhte Tora-Schrein. Das Ewige Licht, das als Symbol zur Erinnerung an die ständige Gegenwart Gottes dient und ebenfalls in der katholischen Kirche verwendet wird, leuchtete in schwachem Rot in einer Ecke, dicht neben dem Schrein. Nachdem die Bundesbrüder auf den Gebetsbänken Platz genommen hatten, erklärte Gemeindevorsteher Privorozki zunächst einige Grundlagen zum Verständnis des Judentums. So sprach er die verschiedenen Gedenk-, Ruhe- und Feiertage an, deren Einhaltung im 2. Buch Mose (Exodus) den Israeliten von Gott geboten wurde und bis heute genauestens befolgt werden. Bereitwillig beantwortete er alle Fragen, die von den Bundesbrüdern gestellt wurden. Auf die Frage, wie denn ein Jüdischer Gottesdienst abliefe, antwortete Herr Privorozki mit der Einladung, einfach am Sabbat-Gottesdienst an einem Freitag teilzunehmen. Dieser dauere lediglich etwa eine Stunde und würde die Frage ausreichend beantworten. Weiterhin präsentierte Herr Privorozki verschiedene Ausstellungstücke, Gegenstände, die während des Gebetes verwendet werden. Darunter waren Tefellin, die jüdischen Gebetsriemen, der Tallit, ein Gebetsschal, und der Jad, ein kleiner, silberner Zeigestab, der beim Lesen der Tora-Rolle zum Einsatz kommt. Ebenfalls Teil dieser kleinen Ausstellung war ein Modell der, in den Novemberprogromen 1938 zerstörten, alten Synagoge. Ihre ursprünglichen Ausmaße und die Architektur überraschte und erstaunte. Um so erschreckender die Tatsache, dass von dieser einst so prachtvollen Synagoge nur noch der Eingangsbogen am Großen Berlin in der Innenstadt erhalten ist. Die Führung endete und Herr Privorozki verabschiedete die Teilnehmer. Um eine Erfahrung reicher, aber auch in Gedanken an die schwierige Vergangenheit in Bezug auf das Verhältnis des Bundes zum Judentum, verließen die Bundesbrüder die jüdische Gemeinde. Der Abend endete bei einem gemütlichen Bier, Gesprächen und Diskussionen in angenehmer Atmosphäre in „Strieses Biertunnel“. Dem Angebot des Gemeindevorstandes soll in Zukunft nachgekommen werden, bisher vier Bundesbrüder haben den Wunsch geäußert, an einem jüdischen Gottesdienst teilzunehmen. Von Sebastiam Reim. IMG_2872 IMG_2874 IMG_2880