Der Verein Deutscher Studenten (VDSt) Halle-Wittenberg wurde am 10. Februar 1881 im ”Goldenen Schiffchen“ gegründet. Den hochgesteckten Erwartungen an die 1871 erfolgte Reichseinigung war nur allzu schnell die Wirklichkeit mit Gründerkrach, sich verschärfenden sozialen Fragen und nur gering ausgeprägtem Einigkeitsgefühl gefolgt. Die ursprüngliche Intention des Vereins Deutscher Studenten Halle-Wittenberg war es daher, der verwirklichten Einheit auch eine innere, geistige Einheit unter den mehrheitlich unpolitischen Studierenden sowie dem deutschen Bürgertum folgen zu lassen. Der VDSt Halle-Wittenberg ist einer der fünf Gründungsbünde des Verbandes der Vereine Deutscher Studenten (VVDSt).

Zu Beginn war der hallesche Bund sehr stark von Theologen geformt, die ihm in den ersten Jahren maßgeblich sein Gepräge geben und seine Eigenart mit entwickeln sollten. Von besonderer Bedeutung war auch, dass der  Übergang von der interkorporativen Vereinigung zur studentischen Verbindung verhältnismäßig früh, nämlich bereits 1883, erfolgte. Der Bund gab sich damit ein straffes, korporatives Gefüge, welches eine gute und sichere Grundlage für die politische Arbeit bilden sollte.

Für den Dachverband – den Verband der Vereine Deutscher Studenten – in dem alle Bünde organisiert und vernetzt waren, stellte der hallische Bund sechsmal den Vorort (1882, 1883, 1893, 1904, 1928 und 1934). Auch innerhalb der hallischen Studentenschaft hatte der im Allgemeinen starke Bund stets eine beachtete, in einigen Epochen auch semester- bzw. jahrelang führende Stellung inne.

Im Sommersemester 1896 traten etwa zwei Dutzend Bundesbrüder – darunter der Vorstand – aus dem VDSt Halle-Wittenberg aus, um die alte hallesche, inzwischen suspendierte, Verbindung Salingia (farbentragend, schlagend) neu zu stiften. Von diesem schweren Schlag erholte sich der Bund anfangs nur langsam.

Dennoch gelang es im Sommersemester 1909 einen Heimverein zu gründen, dessen Aufgaben im Erwerb sowie in der Bewirtschaftung und Pflege eines eigenen Bundeshauses bestanden. Am 17. August 1910 konnte dieses Ziel mit dem Erwerb eines eigenen Bundeshauses in der damaligen Wettiner- und heutigen  Karl-Liebknecht-Straße  30 erreicht werden.

Der Erste Weltkrieg bedeutete einen tiefen Einschnitt in die bisherige Geschichte und Entwicklung des VDSt Halle-Wittenberg. In der Festschrift zum 50. Stiftungsfest 1931 schrieb Bundesbruder Dr. A. Schönigh über die schwierigen Jahre die eindringlichen Worte: ”Ganz langsam, Schritt für Schritt wurden wir wieder zu brauchbaren Zivilisten, stieg auch das Interesse wieder am Bund. […] Aus dumpfer Resignation heraus kam langsam wieder die Überzeugung für die Notwendigkeit, die Geschehnisse kritisch zu betrachten, was wir als Soldaten niemals durften. Damit war wieder die Plattform geschaffen, um aktiv am Leben teilzunehmen.“

Nach neuerlicher Erstarkung zählte der hallesche Bund bei seinem 50-jährigen Bestehen 1931 drei Ehrenmitglieder, 322 ordentliche und 25 außerordentliche Alte Herren, 42 Aktive und Inaktive sowie 39 exmatrikulierte oder auswärtige Inaktive. Unter dem Druck der nationalsozialistischen Führung löste sich der VDSt Halle-Wittenberg 1938 auf. Die verbliebenen Bundesbrüder versuchten fortan in der Kameradschaft „General Maerker“, der sich später auch Alte Herren der Akademischen Turnverbindung Gothia Halle anschlossen, die korporativen Traditionen weiter zu führen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war es den verbliebenen Alten Herren aufgrund der Restriktionen der sowjetischen Besatzungsmacht nicht möglich den Bund wiederzugründen. Deshalb beschlossen die 81 verbliebenen hallischen Alten Herren 1957 sich dem Atherrenbund Münster anzuschließen. Der Wahlspruch des VDSt Halle-Wittenberg ”Robora virorum nutabant stabat juventus“ („Wenn die Alten auch wanken, so stehen die Jungen doch fest“) konnte auf diese Weise endlich wieder mit Leben erfüllt werden.

Nach der Wiedervereinigung kam es dank des beherzten Engagements unserer Münsteraner Bundesbrüder am 07. Dezember 1990 zur Wiedergründung des VDSt Halle-Wittenberg. An dem feierlichen Kommers in der alten Musenstadt nahmen fast alle noch lebenden Alten Herren teil. Nur zwei Jahre später konnte bereits ein eigenes Bundeshaus in den Weingärten 30 erworben werden, welches durch die Tatkraft der jungen Hallenser Aktivitas bald in neuem Glanz erstrahlte.  In den Jahren 1992 und 1995 konnten somit die ersten großen Stiftungsfeste nach der Wiedervereinigung auf halleschem Boden feierlich begangen werden.

Seitdem wächst, blüht und gedeiht der VDSt Halle-Wittenberg stetig.