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Am Abend des 3. Juni 2014 lud der VDSt. Halle-Wittenberg zu dem Vortrag „Wissenschaftsnetworking im 18 Jahrhundert am Beispiel Hall. Professoren“ ein. Für den ein oder anderen Gast ließ sich wohl erst auf dem zweiten Blick eine Verbindung zu unserem Semesterthema „Bildungsstandort Deutschland“ herstellen, denn etwas anmaßend könnte man meinen: Was kümmern uns die halleschen Professoren und deren Netzwerke des 18. Jahrhunderts? Längst vergangen sind die Beziehungen einerseits zwischen Universitäten und andererseits unter den Gelehrten von einst. Dass das Thema der akademischen Netzwerkbildung damals wie heute von Bedeutung ist, beweist nicht zuletzt die Nachricht, dass eine zweite Alexander von Humboldt-Professur an unsere Alma Mater etabliert werden konnte. Die mit einem Volumen von 3,5 Mio. € auf fünf Jahre dotierte Professur gilt einer französischen Literaturwissenschaftlerin, die im Wintersemester nach Halle an das IZEA wechseln wird. Deren Direktor, Prof. Daniel Fulda, erklärte dazu: “Mit der Berufung von Elisabeth Décultot können wir uns künftig noch stärker international vernetzen und auf einigen Gebieten eine führende Rolle spielen”. Und diese Berufungspraxis von sehr gut vernetzten, außerordentlichen Forschern hat an der Universität Halle Tradition. Wir erfuhren durch Herrn Dr. Speler, dass bereits in den Anfangsjahren der 1694 gegründeten Friedrichs-Universität namhafte Wissenschaftler, wie Christian Thomasius oder Christian Wolff, ins kurbrandenburgische Halle geholt wurden, um damit nicht nur Expertise und Exzellenz sondern auch überregionale Anziehungskraft für wohlhabende Studierende zu generieren. Dass Herr Dr. Speler der richtige „Mann“ für das Thema Wissenschaftsgeschichte ist, beweist sein Lebenslauf. Denn als langjähriger Chef der Zentralen Kustodie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, kennt sich wohl kein anderer wie Herr Speler mit dieser Thematik aus. So bestand sein Amt keineswegs nur aus dem Hüten und der Zurschaustellung der Universitätsschätze. Denn wann immer ein hoher Gast, wie Hans-Dietrich Genscher, oder der damalige Bundespräsident Roman Herzog und auch der Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder, kam, war er es, der Ihnen die Universität und deren Geschichte vermittelte. Herrn Dr. Speler führte seine akademische Laufbahn nach Leipzig und Halle, wo er das Studium der Kunstgeschichte absolvierte und in diesem Metier im Jahre 1981 promoviert wurde. Als Sohn eines privaten Kunstsammlers und Kunsthistorikers aus Dessau avancierte er sodann zum Leiter der 1979 gegründeten Zentralen Kustodie, die in diesem Jahr mit ihrem 35. Jubiläum aufwarten kann. Als deren langjähriger Leiter und Herr der Universitäts-Museen gilt Dr. Speler als Wahrer akademischer Traditionen und gleichzeitig als einer der Taktgeber für die Universitätserneuerung in Halle (Saale) nach der Wiedervereinigung Deutschlands. Nicht ohne Stolz können wir als Verbindungsstudenten, die so eng mit der Geschichte der Universität und deren Traditionen verbunden sind, behaupten, dass dieser Neuanfang trotz akuter Sparpolitik erfolgreich war. Aber auch nach dem Ausscheiden aus dem aktiven Berufsleben im Jahr 2013, wird dieser Erneuerungsauftrag durch Herrn Dr. Speler keineswegs ein Ende finden, wie sein weiteres Engagement als Präsident der Vereinigung der Freunde und Förderer der MLU Halle-Wittenberg bezeugt. Dieser rund 330 Mitglieder zählende Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Universität in Forschung und Lehre sowie den Austausch zwischen Vertretern der Wissenschaft und der Öffentlichkeit zu unterstützen. Ein Augenmerk liegt insbesondere auch in der Förderung sowohl studentischer Aktivitäten als auch des wissenschaftlichen Nachwuchs, wozu vor allem das große Engagement im Rahmen des Deutschlandstipendien-Programmes der Bundesregierung gehört. Im Weiteren Verlauf des Vortrages führte uns Dr. Speler mehrere Persönlichkeiten des 17., 18. und 19. Jahrhunderts vor. Beeindruckend war die außerordentliche territoriale Mobilität der wissenschaftlichen Karrieren von damals, die mit jenen von heute durchaus mithalten konnte. So war es für den wissenschaftlichen Nachwuchs von damals durchaus üblich, nach ein bis zwei Semestern den Studienort zu wechseln. Nicht ohne zu schmunzeln, verwies Dr. Speler aber auch auf die Unfreiwilligkeit manchen Abgangs von der Universitäten, beispielsweise bei Verweis wegen Ungehorsams. Mit Anekdoten zu einzelnen Geistesgrößen, wie jener zu Immanuel Kant, welcher trotz des Angebots dreifach erhöhter Besoldung und hervorragender Stellung, keine Veranlassung sah, seine Professur in Königsberg zugunsten jener in Halle aufzugeben, konnte Dr. Speler die Anwesenden immer wieder zu einem kleinen Gelächter verleiten. Im Anschluss des mit rund 30 anwesenden Gästen gut gefüllten Vortragsabend, wurde zu allerlei Getränken und Buffet das Gespräch mit Herrn Dr. Speler gesucht. Es galt so manche Anekdoten akademischen Treibens aus neuerer Zeit zu erfahren… E.B. IMG_1329 Gespräch in geselliger RundeVortrag Dr. Speler